Kussforschung

Probieren Sie es aus: Wo befindet sich die Nase beim Kuss? Rechts! Jedenfalls bei der überwiegenden Mehrheit. Warum die Menschen es lieber rechts- als linksherum mögen, hat der Bochumer Biopsychologe Prof. Onur Güntürkün erforscht.

Die Sache ist doch sehr auffällig, meint Güntürkün. Mit welcher Hand greift ein Baby nach dem Teddy? Mit der Rechten. Wie peilen wir durchs Schlüsselloch? Mit dem rechten Auge. Welches Ohr bevorzugen wir beim Lauschen? Auch wieder rechts. Und so ist es auch beim Küssen. Die Menschen legen die Nasen meist nach rechts.

Schon im Mutterleib zeige der Embryo eine Vorliebe für die rechte Seite – übrigens teilt er dies mit allen anderen Wirbeltieren, erklärt Güntürkün. „Wenn man liegenden Kleinkindern den Kopf festhält und ihn dann loslässt, kippt er meist nach rechts.“ Nun ist die gängige Auffassung aber, dass Kinder nach drei bis sechs Monaten diese Rechtsv

Die Rose ist „das“ Symbol der Liebe– Sie steht in der Beliebtheit der Straußblumen immer noch an erster Stelle, symbolisiert im indischen Tatra das Herz und galt im Mittelalter als bewährtes Liebesmittel. Nicht umsonst wird sie der Liebegöttin Venus zugeordnet. Schon bei den Griechen wurde sie zum Symbol der Liebe erklärt, denn in der griechischen Sagendichtung wird Aprodite, die Göttin der Liebe, aus dem Schaum des Meeres geboren mit einem weißen Rosenstrauch. Rot wurden die Rosen erst später. Es wird erzählt, daß Aphrodite ihren Ehemann Ares mit Adonis betrog. Aus Rache tötete dieser den Nebenbuhler. Auf dem Weg zu ihrem sterbenden Geliebten trat sie in die Dornen der Rosen.

Ihr Blut färbte die weißen Rosen rot. So erhielten die beiden Farben der Rose ihre Bedeutung: die weiße Rose steht für die Reinheit der Liebe, während Rot die Farbe für die Begierde und Leidenschaft wurde. Von Aphrodite ging die Rose auf den Eros, die Grazien und Musen über. Aber die Rose war auch dem Dionysos geweiht und erscheint daher als Schmuck der Gastmähler. Für die großen Astrologen wie Agrippa von Nettesheim war die Rose die eigentliche Blume der Liebesgöttin Venus (=Aphrodite). Die Römer konnten sich den Liebesgenuß ohne Wohlgerüche nicht vorstellen und schwelgten buchstäblich z.. in Rosen. Von Kleopatra heißt es, sie habe ihre erste Liebesnacht mit Antonius auf einem Teppich aus Rosen verbracht. Bei den Germanen war die Rose der Liebessgöttin Freya geweiht.
Deshalb pflanzte man Heckenrosen an die heiligen Plätze.
Nur am Freitag, dem Freya-Tag, durften Rosen zu Heilzwecken gepflückt werden. Wie die Mistel mußte sie mit goldenem Werkzeug geschnitten werden. Im Christentum ließen die mystischen Schwärmereien über das rosenfarbene Blut Christi bald Blut und Rose in Wechselbeziehung treten.
Die alten Kulte wurden im neuen Gewand aufgenommen;
alle Attribute und selbst einzelne Mythen von der Aphrodite gingen auf die Jungfrau über (Maria im Rosenhag). So hat die Rose als Sinnbild der Gottesmutter ihren festen Platz in der Ikonographie. Gläubige benutzten die Rose, um sich vor dem Einfluß des Teufels zu schützen.

orliebe wieder verlieren und sich erst mit acht oder neun Jahren klar und deutlich zeigt, wer Rechts- und wer Linkshänder ist.

„Ich glaubte nicht, dass die Rechtspräferenz jemals verschwindet“, sagt Güntürkün. Daher habe er sich eine Testsituation ausdenken müssen, in der Menschen völlig frei sind, sich für eine Seite zu entscheiden, in der sie sich unbeobachtet fühlen und spontan handeln. „So kam ich aufs Küssen“.

Güntürkün beobachtete Küssende über zwei Jahre lang wo er sie traf. An Flughäfen und Bahnhöfen, am Strand oder in Parks in Deutschland, Amerika und der Türkei. So sammelte er die Daten für seine Studie, über die sogar das renommierte Wissenschaftsmagazin „Nature“ in der heutigen Ausgabe berichtet.

Der Biopsychologe wertete 124 Küsse von Paaren fast aller Altersklassen aus. Für jedes Paar nur einen Kuss. Bei mehreren Küssen zählte nur der erste. Um sich für die Auswertung zu qualifizieren, musste es Lippenkontakt geben, mussten sich die Küssenden gerade gegenüberstehen, durfte keiner etwas in der Hand halten – denn das könnte eine Seitenvorliebe hervorrufen – und es musste eine eindeutige Kopfbewegung zu beobachten sein. Ergebnis: Bei den 124 Küssen war 80mal die Nase rechts.

Güntürkün hat ein Händchen für die populäre Aufbereitung seiner Forschungsthemen. Seine Arbeiten mit Elstern, Tauben und Delfinen sprechen nicht nur Biopsychologen und Neurologen an, sondern auch tierliebende und allgemein interessierte Laien. Der Kuss -„ein sexy Thema“, wie er zugibt. Doch mit wissenschaftlichem Hintergrund, auf den er möglichst viele Kollegen aufmerksam machen möchte. Das scheint ihm zu gelingen. Und nicht nur bei Kollegen. Das Telefon stehe nicht mehr still, sein E-Mail-Posteingang quelle über und seine Furcht, das Thema könnte womöglich auf die bunten Seiten rutschen, im schlimmsten Falle mit voyeuristischem Vibrato, scheint nicht ganz unberechtigt.

Dabei ist die Sache viel komplizierter, also wissenschaftlicher, als man zunächst annehmen möchte. Die Rechtsvorliebe des Kopfes, die beim Menschen bereits im Mutterbauch feststellbar ist, verschwinde nie, meint Güntürkün. Dieser einfache genetische Mechanismus könnte höchst vielfältige Folgen für die Ausbildung der Hirnstrukturen haben. Es sei denkbar, dass die Rechtsvorliebe alle anderen Asymmetrien der Wahrnehmung und Handlung nach sich ziehe, vermutet Güntürkün.

„Wenn nichts anderes anliegt, schaut ein Kind auf seine rechte Hand. Die Hand wird benützt, es spielt damit.“ Es schießt den Ball mit dem rechten Fuß, es wählt das rechte Ohr, wenn es dem Schlaflied lauscht. „Die immer komplizierter werdenden Prozesse werden stets mit der linken Hirnhälfte verarbeitet“, erklärt Güntürkün. Dies habe Auswirkungen auf unsere Wahrnehmung und biete Rückschlüsse auf Verarbeitungsvorgänge im Gehirn. Wie genau, „das muss weiter erforscht werden“, sagt Güntürkün. Wer ahnte schon, dass die Nase der Wissenschaft einen Weg zur Erkenntnis weisen würde?